13.12 Anhaltender idiopathischer Gesichtsschmerz (engl. Persistent idiopathic facial pain – PIFP)Hartmut Gobel2019-04-21T03:21:40+00:00
Früher verwendeter Begriff:
Atypischer Gesichtsschmerz.
Beschreibung:
Anhaltender Gesichtsschmerz und/oder Schmerz im Bereich des Mundes mit unterschiedlichen Erscheinungsbildern, der aber über mehr als 3 Monate für mehr als 2 Stunden/Tag wiederkehrt, bei fehlenden klinischen neurologischen Defiziten.
Diagnostische Kriterien:
- Gesichtsschmerz und/oder Schmerz im Mundbereich, der die Kriterien B und C erfüllt
- Für >3 Monate über >2 Stunden/Tag täglich wiederkehrend
- Der Schmerz weist beide der folgenden Charakteristika auf:
- Schwer zu lokalisieren und nicht dem Versorgungsgebiet eines peripheren Nervs folgend
- Dumpfe, anhaltende oder bohrende Qualität
- Die klinische neurologische Untersuchung ist unauffällig
- Eine dentale Ursache wurde durch entsprechende Untersuchungen ausgeschlossen
- Nicht besser erklärt durch eine andere ICHD-3-Diagnose.
Kommentar:
Patienten gebrauchen eine große Bandbreite von Worten, um den Charakter eines 13.12 anhaltenden idiopathischen Gesichtsschmerzes zu beschreiben, am häufigsten wird er aber als dumpf, bohrend oder anhaltend beschrieben, entweder tiefsitzend oder oberflächlich. Es können starke Exacerbationen auftreten und der Schmerz verstärkt sich durch Stress. Im Laufe der Zeit kann er sich über ein größeres Areal der kraniozervikalen Region ausbreiten.
Patienten mit einem 13.12 anhaltenden idiopathischen Gesichtsschmerz sind vorwiegend weiblichen Geschlechts.
Ein 13.12 anhaltender idiopathischer Gesichtsschmerz kann eine Komorbidität mit anderen Schmerzzuständen wie einem generalisierten Schmerzsyndrom und Reizdarmsyndrom aufweisen. Darüber hinaus tritt er in hohem Maße mit psychiatrischer Komorbidität und psychosozialen Behinderungen auf.
Der 13.12 anhaltende idiopathische Gesichtsschmerz kann auf einen kleinen operativen Eingriff oder eine Verletzung des Gesichtes, des Oberkiefers, der Zähne oder des Zahnfleischs zurückgehen, aber nach der Heilung des initialen schädigenden Ereignisses ohne nachweisliche lokale Ursache fortbestehen. Psychophysische oder neurophysiologische Befunde können jedoch sensible Auffälligkeiten zeigen. Es scheint ein Kontinuum von einem 13.12 anhaltenden idiopathischen Gesichtsschmerz induziert durch ein unbedeutendes Trauma zu einer 13.1.2.3 schmerzhaften posttraumatischen Trigeminusneuropathie offenbar verursacht durch signifikanten Insult der peripheren Nerven zu bestehen.
Der Begriff atypische Odontalgie wurde für einen kontinuierlichen Schmerz im Bereich eines Zahns oder mehrerer Zähne oder der Zahnhöhle nach Extraktion verwandt, wenn andere übliche dentale Ursachen fehlen. Sie gilt als ein Subtyp eines 13.12 anhaltenden idiopathischen Gesichtsschmerzes, obwohl er umschriebener ist, das mittlere Alter bei Krankheitsbeginn ist jünger und die Verteilung auf die Geschlechter ausgewogener. Auf Grundlage der Traumavorgeschichte kann eine atypische Odontalgie auch ein Subtyp einer 13.1.2.3 schmerzhaften posttraumatischen Trigeminusneuropathie sein. Diese Subtypen, sofern diese existieren, wurden nicht ausreichend untersucht, um diagnostische Kriterien vorzuschlagen.