7. Kopfschmerz zurückzuführen auf nichtvaskuläre intrakranielle StörungenHartmut Gobel2019-06-17T17:36:43+00:00
An anderer Stelle kodiert
Primärer und/oder sekundärer Kopfschmerz?
Für Kapitel 7. Kopfschmerz zurückzuführen auf nichtvaskuläre intrakranielle Störungen gelten die allgemeinen Regeln für die kausale Zuordnung zu einer anderen Erkrankung.
- Tritt ein neuer Kopfschmerz erstmals in engem zeitlichen Zusammenhang mit einer nichtvaskulären Störung auf, sollte der Kopfschmerz als sekundärer Kopfschmerz zurückzuführen auf diese intrakranielle Störung kodiert werden. Dies ist auch der Fall, wenn der Kopfschmerz das klinische Bild eines primären Kopfschmerzes zeigt, der in Teil 1 der ICHD-3 klassifiziert wird.
- Wenn aber ein vorbestehender Kopfschmerz, der das Bild einer primären Kopfschmerzerkrankung aufweist, in engem zeitlichen Zusammenhang mit einer nichtvaskulären intrakraniellen Störung chronisch wird oder sich deutlich verschlechtert (üblicherweise definiert als eine mindestens zweifache Steigerung der Häufigkeit und/oder Schwere), dann sollte sowohl die vorbestehende primäre Kopfschmerzdiagnose erhalten als auch die Diagnose 7. Kopfschmerz zurückzuführen auf nichtvaskuläre intrakranielle Störungen (oder eines Typs oder Subtyps hiervon) vergeben werden, sofern gute Hinweise dafür bestehen, dass die Erkrankung Kopfschmerzen verursachen kann.
Einleitung
Dieses Kapitel beschreibt Kopfschmerzen, die durch Veränderungen des intrakraniellen Druckes verursacht werden. Dabei können sowohl ein Liquorüberdruck als auch ein Liquorunterdruck Kopfschmerzen hervorrufen. Andere Kopfschmerzursachen sind nichtinfektiöse entzündliche Erkrankungen, intrakranielle Neoplasmen, epileptische Anfälle und Raritäten wie intrathekale Injektionen, Chiari Malformation Typ I und andere nichtvaskuläre intrakranielle Erkrankungen.
Im Vergleich zu den primären Kopfschmerzen existieren für diese Kopfschmerztypen nur wenige epidemiologische Studien. Kontrollierte Studien zur Therapie fehlen praktisch ganz.
Für Kopfschmerzen, die auf eine der hier aufgeführten nichtvaskulären intrakraniellen Erkrankungen zurückzuführen sind, umfassen die diagnostischen Kriterien nach Möglichkeit folgende Punkte:
- Kopfschmerz, der Kriterium C erfüllt
- Es wurde eine nichtvaskuläre intrakranielle Erkrankung diagnostiziert, von der bekannt ist, dass sie Kopfschmerzen auslösen kann
- Ein kausaler Zusammenhang kann durch mindestens zwei der folgenden Kriterien gezeigt werden:
- Der Kopfschmerz hat sich in zeitlichem Zusammenhang zum Beginn der nicht-vaskulären intrakraniellen Störung entwickelt oder führte zu ihrer Entdeckung
- Einer oder beide der folgenden Punkte sind erfüllt:
- Der Kopfschmerz hat sich gleichzeitig mit der Verschlechterung der nichtvaskulären intrakraniellen Störung deutlich verschlechtert
- Der Kopfschmerz hat sich gleichzeitig mit der Besserung der nichtvaskulären intrakraniellen Störung deutlich gebessert
- Der Kopfschmerz weist Merkmale auf, die typisch für die nichtvaskuläre intrakranielle Störung sind
- Der ursächliche Zusammenhang ist anderweitig belegt
- Nicht besser erklärt durch eine andere ICHD-3-Diagnose.
Ein Kopfschmerz, der länger als einen Monat nach erfolgreicher Behandlung oder spontaner Remission einer intrakraniellen Erkrankung fortbesteht, beruht in der Regel auf anderen Mechanismen. Chronische Kopfschmerzen, die über mehr als drei Monate nach Behandlung oder Remission einer intrakraniellen Störung persistieren, werden im Anhang für Forschungszwecke genauer definiert. Derartige Kopfschmerzen existieren, sind aber bis jetzt nur wenig untersucht und die Aufnahme in den Anhang soll die weitere Erforschung dieser Kopfschmerzen und ihrer Mechanismen stimulieren.