13.1.2.2 Postherpetische TrigeminusneuralgieHartmut Gobel2019-04-20T13:41:28+00:00
Früher verwendeter Begriff:
Postherpetische Trigeminusneuropathie.
Beschreibung:
Anhaltender oder mindestens 3 Monate lang auftretender einseitiger Gesichtsschmerz im/in den Versorgungsgebiet(en) eines einzelnen Astes oder mehrerer Äste des N. trigeminus, mit variablen sensiblen Veränderungen, verursacht durch Herpes zoster.
Diagnostische Kriterien:
- Einseitiger Gesichtsschmerz im/in den Versorgungsgebiet(en) eines Astes oder mehrerer Äste des N. trigeminus, der anhält oder für >3 Monate wiederkehrt und Kriterium C erfüllt
- Der Herpes zoster hat denselben Ast/dieselben Äste des N. trigeminus betroffen
- Der Schmerz hat sich in einem zeitlichen Zusammenhang mit der Herpes-zoster-Infektion entwickelt1
- Nicht besser erklärt durch eine andere ICHD-3-Diagnose.
Anmerkung:
- Üblicherweise hat sich der Schmerz entwickelt, während die Effloreszenzen noch aktiv waren, gelegentlich jedoch auch später, nach Verheilen der Effloreszenzen. In solchen Fällen können als Folge der Herpeseruption blass- oder hellviolette Narben auftreten.
Kommentar:
Ungeachtet ihres lange bevorzugten Namens ist die postherpetische Neuralgie eigentlich eine Neuropathie oder Neuronopathie: es wurden signifikante pathoanatomische Veränderungen im Nerv, im Ganglion und in der Nervenwurzel nachgewiesen. Bei einer 13.1.2.2 postherpetischen Trigeminusneuralgie bestehen auch Belege für die Entzündung, die sich bis in den trigeminalen Hirnstammkomplex hinein ausdehnt.
Die postherpetische Neuralgie nach einem akuten Herpes zoster tritt eher mit steigendem Lebensalter auf.
Der erste Ast des N. trigeminus ist bei einer 13.1.2.2 postherpetischen Trigeminusneuralgie am häufigsten betroffen, doch können auch der zweite und dritte Ast involviert sein.
Typischerweise ist der Schmerz bei der postherpetischen Neuralgie brennend und juckend, letzteres mitunter sehr im Vordergrund stehend und außerordentlich störend. Zudem zeigen Patienten mit postherpetischer Neuralgie typischerweise ein eindeutiges sensibles Defizit sowie eine durch leichte Berührung evozierbare mechanische Allodynie im beteiligten Versorgungsgebiet des N. trigeminus. Viele Patienten weisen jedoch nur geringe sensible Verluste auf und zeigen stattdessen erhöhte Reaktionen auf thermische und/oder punktuelle Reize.