10.3.3 Kopfschmerz zurückzuführen auf eine hypertensive EnzephalopathieHartmut Gobel2019-04-22T09:12:43+00:00
Beschreibung:
Kopfschmerz, in der Regel bilateral und pulsierend, verursacht durch eine anhaltende Blutdruckerhöhung auf 180/120 mmHg oder höher und begleitet von Symptomen einer Enzephalopathie wie Verwirrtheitszustand, Antriebslosigkeit, Sehstörungen oder epileptischen Anfällen. Der Kopfschmerz bessert sich nach der Normalisierung des Blutdrucks.
Diagnostische Kriterien:
- Kopfschmerz, der Kriterium C erfüllt
- Es wurde eine hypertensive Enzephalopathie diagnostiziert
- Ein kausaler Zusammenhang kann durch mindestens zwei der folgenden Kriterien gezeigt werden:
- Der Kopfschmerz hat sich in einem zeitlichen Zusammenhang mit dem Beginn der hypertensiven Enzephalopathie entwickelt
- Einer oder beide der folgenden Punkte sind erfüllt:
- Der Kopfschmerz hat sich gleichzeitig mit der Verschlechterung der hypertensiven Enzephalopathie deutlich verschlechtert
- Der Kopfschmerz hat sich gleichzeitig mit der Besserung oder dem Verschwinden der hypertensiven Enzephalopathie deutlich gebessert oder ist verschwunden
- Der Kopfschmerz weist mindestens zwei der folgenden drei Charakteristika auf:
- diffuser Schmerz
- pulsierender Charakter
- Verstärkung durch körperliche Aktivität
- Nicht besser erklärt durch eine andere ICHD-3-Diagnose.
Kommentar:
Eine hypertensive Enzephalopathie geht mit einem anhaltenden erhöhten Blutdruck auf ≥180/120 mmHg und mindestens zwei Komponenten der Symptome Verwirrtheitszustand, eingeschränkte Bewusstseinslage, Sehstörungen einschließlich Blindheit und epileptischen Anfällen einher. Eine hypertensive Enzephalopathie entsteht, wenn eine zerebrale Hyperperfusion als Folge eines Blutdruckanstiegs nicht länger durch eine kompensatorische zerebrale Vasokonstriktion verhindert werden kann. Mit dem Zusammenbruch der zerebralen Autoregulation zur Steuerung des Blutflusses steigt die endotheliale Permeabilität an und es entwickelt sich ein Hirnödem. Im MRT ist dies vornehmlich in der weißen Substanz der Parietookzipitalregion zu sehen.
Obwohl eine hypertensive Enzephalopathie bei Patienten mit einer chronischen arteriellen Hypertonie üblicherweise mit einem diastolischen Blutdruck von >120 mmHg und einer Retinopathie Grad 3 oder 4 (Keith-Wagener-Barker-Klassifikation) einhergeht, können auch Patienten mit einem ursprünglich normalen Blutdruck Zeichen einer Enzephalopathie bereits bei Blutdruckwerten, die unterhalb 160/100 mmHg liegen, entwickeln. Eine hypertensive Retinopathie muss zum Zeitpunkt der klinischen Manifestation noch nicht in jedem Fall präsent sein.
Jede Ursache einer arteriellen Hypertonie kann zu einer hypertensiven Enzephalopathie führen. Ein Kopfschmerz zurückzuführen auf eine hypertensive Enzephalopathie sollte unabhängig von der Grundursache unter 10.3.3 Kopfschmerz zurückzuführen auf eine hypertensive Enzephalopathie kodiert werden.