10.3.4 Kopfschmerz zurückzuführen auf eine Präeklampsie oder EklampsieHartmut Gobel2019-04-22T09:16:37+00:00
Beschreibung:
Kopfschmerz, gewöhnlich bilateral und pulsierend, der bei Schwangeren oder im frühen Wochenbett mit Präeklampsie oder Eklampsie auftritt. Nach dem Verschwinden der Präeklampsie oder Eklampsie kommt es zur Remission des Kopfschmerzes.
Diagnostische Kriterien:
- Kopfschmerz bei einer Frau in der Schwangerschaft oder im Wochenbett (bis zu 4 Wochen postpartal), der Kriterium C erfüllt
- Es wurde eine Präeklampsie oder Eklampsie diagnostiziert
- Ein kausaler Zusammenhang kann durch mindestens zwei der folgenden Kriterien gezeigt werden:
- Der Kopfschmerz hat sich in einem zeitlichen Zusammenhang mit dem Beginn der Präeklampsie oder Eklampsie entwickelt
- Einer oder beide der folgenden Punkte sind erfüllt:
- der Kopfschmerz hat sich gleichzeitig mit der Verschlechterung der Präeklampsie oder Eklampsie deutlich verschlechtert
- der Kopfschmerz hat sich gleichzeitig mit der Besserung oder dem Verschwinden der Präeklampsie oder Eklampsie deutlich gebessert oder ist verschwunden
- Der Kopfschmerz weist mindestens zwei der folgenden drei Charakteristika auf:
- bilateral lokalisiert
- pulsierender Charakter
- Verstärkung durch körperliche Aktivität
- Nicht besser erklärt durch eine andere ICHD-3-Diagnose.
Kommentar:
Präeklampsie und Eklampsie scheinen mit einer starken mütterlichen Entzündungsantwort mit einer breiten Aktivierung des Immunsystems einherzugehen. Die Plazenta scheint eine entscheidende Rolle bei deren Entstehung zu spielen, obwohl Fallberichte zeigen, dass eine Eklampsie sowohl während der Schwangerschaft als auch im Wochenbett auftreten können.
Die Präeeklampsie und Eklampsie sind Multisystemerkrankungen in unterschiedlichen Erscheinungsformen. Ihre Diagnose setzt eine arterielle Hypertonie (Blutdruck >140/90 mmHg) dokumentiert durch 2 Blutdruckmessungen mit einem Abstand von mindestens 4 Stunden voraus oder einen Anstieg des diastolischen Blutdruckes von ≥15 mmHg oder des systolischen Blutdruckes von ≥30 mmHg, gekoppelt mit einer Proteinurie von >0,3 g/24 Stunden. Zusätzlich können Gewebsödeme, eine Thrombozytopenie und Auffälligkeiten bei der Leberfunktion auftreten.