10.3.1 Kopfschmerz zurückzuführen auf ein PhäochromozytomHartmut Gobel2019-04-22T09:04:58+00:00
An anderer Stelle kodiert:
Wenn eine hypertensive Enzephalopathie vorliegt, sollte eine Kodierung unter 10.3.3 Kopfschmerz zurückzuführen auf eine hypertensive Enzephalopathie erfolgen. Falls die Diagnose eines Phäochromozytoms bisher noch nicht gestellt wurde und eine hypertensive Enzephalopathie fehlt, könnten Patienten die diagnostischen Kriterien für eine 10.3.2 Kopfschmerz zurückzuführen auf eine hypertensive Krise ohne hypertensive Enzephalopathie erfüllen.
Beschreibung:
Kopfschmerzattacken, meist schwer und von kurzer Dauer (weniger als 1 Stunde) und von Schwitzen, Palpitationen, Blässe und/oder Angst begleitet, verursacht durch ein Phäochromozytom.
Diagnostische Kriterien:
- Wiederkehrende diskrete langanhaltende Kopfschmerzepisoden, die Kriterium C erfüllen
- Es wurden ein Phäochromozytom nachgewiesen
- Ein kausaler Zusammenhang kann durch mindestens zwei der folgenden Kriterien gezeigt werden:
- Die Kopfschmerzepisoden haben in einem zeitlichen Zusammenhang mit der Entwicklung des Phäochromozytoms begonnen oder zu seiner Entdeckung geführt
- Einer oder beide der folgenden Punkte sind erfüllt:
- individuelle Kopfschmerzepisoden entwickeln sich in einem zeitlichen Zusammenhang mit plötzlichen Blutdruckanstiegen
- individuelle Kopfschmerzepisoden verschwinden in einem zeitlichen Zusammenhang mit einer Normalisierung des Blutdrucks
- Die Kopfschmerzen treten in Begleitung von wenigstens einem der folgenden Symptome auf:
- Schwitzen
- Palpitationen
- Angst
- Blässe
- Die Kopfschmerzepisoden verschwinden nach Beseitigung des Phäochromozytoms komplett
- Nicht besser erklärt durch eine andere ICHD-3-Diagnose1.
Anmerkung:
- Die Diagnose eines Phäochromozytoms wird gesichert über den Nachweis einer erhöhten Exkretion von Katecholaminen und ihrer Metaboliten. Dieser gelingt mittels Analyse des 24-Stunden-Sammelurins, der in der Zeit gesammelt wird, in der der Patient erhöhte Blutdruckwerte hat oder symptomatisch ist.
Kommentar:
10.3.1 Kopfschmerz zurückzuführen auf ein Phäochromozytom tritt bei 51% bis 80% der Patienten mit einem Phäochromozytom als paroxysmaler Kopfschmerz auf.
10.3.1 Kopfschmerz zurückzuführen auf ein Phäochromozytom ist oft schwer, frontal oder okzipital und wird gewöhnlich entweder als von pulsierendem oder konstantem Charakter beschrieben. Ein wichtiges Merkmal ist seine kurze Dauer: weniger als 15 Minuten bei 50% und weniger als 1 Stunde bei 70% der Patienten. Ein anderes Merkmal sind Befürchtungen und/oder Ängste, die häufig verbunden sind mit dem Gefühl des bevorstehenden Todes, Tremor, Sehstörungen, Bauch- oder Brustschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und manchmal mit Parästhesien. Während der Attacke kann das Gesicht blass oder gerötet sein.