6.3.2 Kopfschmerz zurückzuführen auf eine arterio-venöse Malformation (AVM)Hartmut Gobel2019-04-22T16:33:34+00:00
Diagnostische Kriterien:
- Kopfschmerz, der das Kriterium C erfüllt
- Es wurde eine arterio-venöse Malformation (AVM) diagnostiziert
- Ein kausaler Zusammenhang kann durch mindestens zwei der folgenden Kriterien gezeigt werden:
- Der Kopfschmerz tritt in engem zeitlichem Zusammenhang mit anderen Symptomen und/oder klinischen Zeichen einer AVM auf oder war maßgeblich für die Entdeckung einer AVM
- Einer oder beide der folgenden Punkte sind erfüllt:
- der Kopfschmerz hat sich parallel zum Wachstum der AVM deutlich verschlechtert
- der Kopfschmerz hat sich parallel zu wirksamen Behandlung der AVM deutlich gebessert oder ist verschwunden
- Der Kopfschmerz ist am Situs der AVM lokalisiert
- Nicht besser erklärt durch eine andere ICHD-3-Diagnose1.
Anmerkung:
- Andere Ursachen von Kopfschmerzen, insbesondere eine intrakranielle Blutung, konnten durch geeignete Untersuchungen ausgeschlossen werden.
Kommentar:
Es gibt Fallberichte über Verbindungen zwischen einer arterio-venösen Malformation (AVM) und einer Vielzahl von Kopfschmerzen wie den 3. trigemino-autonomen Kopfschmerzerkrankungen, darunter 3.1 Clusterkopfschmerz, 3.2.2 chronische paroxysmale Hemikranie und 3.3.1 SUNCT-Syndrom. Allerdings fanden sich bei diesen Fällen jeweils durchweg atypische Details. Es gibt bislang keine eindeutige Evidenz für eine Beziehung zwischen AVM und diesen primären Kopfschmerzerkrankungen.
Bei bis zu 58% der Frauen mit einer arterio-venösen Malformation bestand eine 1.2 Migräne mit Aura. Ein gewichtiges Argument zugunsten einer kausalen Beziehung ist hier die eindeutige Korrelation zwischen der Seite, auf der die Kopfschmerzen bzw. die Aura eintreten, und der Seite, auf der die AVM lokalisiert ist. Damit besteht die begründete Vermutung, dass eine AVM Migräneattacken mit Aura verursachen kann (symptomatische Migräne). In großen AVM-Fallserien waren migräneartige Symptome jedoch im Gegensatz zu epileptischen Anfällen oder fokalen Defiziten mit oder ohne Blutungen deutlich seltener.