4.7 Primärer stechender KopfschmerzHartmut Gobel2019-04-21T14:26:02+00:00
Früher verwendete Begriffe
Eispickelschmerz, Jabs-and-jolts-Syndrom, Needle-in-the-eye-Syndrom, periodische Ophthalmodynie; kurzzeitiger stechender Kopfschmerz.
Beschreibung:
Vorübergehende und umschriebene schmerzhafte Stiche im Kopf, die spontan ohne eine organische Erkrankung der betreffenden Strukturen oder eines Hirnnervs auftreten.
Diagnostische Kriterien:
- Kopfschmerz in Form einzelner Stiche oder einer Serie von Stichen, die die Kriterien B und C erfüllen
- Die einzelnen Stiche halten nur wenige Sekunden an1
- Die Stiche wiederholen sich mit einer unregelmäßigen Frequenz von einem Stich bis zu vielen pro Tag2
- Keine kranio-autonomen Symptome
- Nicht besser erklärt durch eine andere ICHD-3-Diagnose.
Anmerkung:
- In Studien hielten 80% der Stiche 3 oder weniger Sekunden an; in seltenen Fällen halten die Stiche 10 bis 120 Sekunden lang an.
- Die Attackenhäufigkeit ist im Allgemeinen gering, eine oder wenige pro Tag. In seltenen Fällen können die Stiche über mehrere Tage hinweg wiederholt auftreten. Ein Status mit einer Dauer der aktiven Periode von bis zu 1 Woche wurde beschrieben.
Kommentar:
Feldstudien haben die Gültigkeit dieser diagnostischen Kriterien für einen 4.7 primären stechenden Kopfschmerz bestätigt. Diese ermöglichen die Diagnose der meisten von stechendem Schmerz charakterisierten primären Kopfschmerzen, die nicht in der ICHD-2 klassifiziert wurden.
Bei einem 4.7 primären stechenden Kopfschmerz sind in 70% der Fälle extratrigeminale Regionen beteiligt. Er kann von einer Region zu einer anderen weiterwandern. Die Lokalisation der Stiche kann innerhalb der Kopfhälfte und zwischen den Kopfhälften wechseln: bei nur einem Drittel der Patienten hat er eine feste Position. Wenn der Schmerz ausschließlich auf eine bestimmte Region begrenzt ist, setzt die Diagnose den Ausschluss einer strukturellen Veränderung am Orte des Schmerzes bzw. im Versorgungsbereich des betreffenden Hirnnervs voraus.
Bei einigen Patienten kommt es zu Begleitsymptomen, die sich jedoch nicht auf kranio-autonome Symptome erstrecken. Letztere tragen dazu bei, einen 4.7 primären stechenden Kopfschmerz von einem 3.3 SUNA-Syndrom abzugrenzen.
4.7 primärer stechender Kopfschmerz tritt häufiger bei Personen auf, die unter 1. Migräne (etwa 40%) leiden, wobei er dann in der Regel auf der Seite auftritt, auf der auch gewöhnlich die Kopfschmerzen verspürt werden.