4.1 Primärer HustenkopfschmerzHartmut Gobel2019-04-13T07:32:58+00:00
Früher verwendete Begriffe
Benigner Hustenkopfschmerz; Kopfschmerz bei Valsalva-Manöver.
Beschreibung:
Durch Husten oder ein anderes Valsalva-Manöver, nicht jedoch durch längere körperliche Anstrengung hervorgerufene Kopfschmerzen in Abwesenheit jeglicher intrakranieller Erkrankung.
Diagnostische Kriterien:
- Mindestens 2 Kopfschmerzepisoden, die die Kriterien B bis D erfüllen
- Der Schmerz wird ausgelöst durch Husten, Pressen und/oder ein anderes Valsalva-Manöver und tritt ausschließlich in Verbindung damit auf1
- Plötzlicher Beginn2
- Der Schmerz hält 1 Sekunde bis 2 Stunden lang an2
- Nicht besser erklärt durch eine andere ICHD-3-Diagnose3.
Anmerkung:
- Der Kopfschmerz entsteht wenige Augenblicke nach dem Husten oder sonstigen Reizen
- Der Kopfschmerz erreicht fast sofort seinen Höhepunkt und legt sich dann binnen einiger Sekunden bis weniger Minuten (obwohl einige Patienten zwei Stunden lang leichte bis mäßige Kopfschmerzen erleben).
- Das Hustenkopfschmerz-Syndrom ist in etwa 40% der Fälle symptomatischer Natur. Bei der Mehrzahl der Patienten besteht eine Chiari-Malformation Typ I. Andere Ursachen können eine spontane intrakranielle Hypotonie, Erkrankungen der Aa. carotides, der vertebro-basilären Gefäße, Tumore der mittleren oder hinteren Schädelgrube, eine Mittelhirnzyste, eine basiläre Impression, eine Platybasie, ein subdurales Hämatom, zerebrale Aneurysmen und ein reversibles zerebrales Vasokonstriktionssyndrom sein. Die zerebrale Bildgebung spielt daher eine wichtige Rolle bei der Suche nach möglichen intrakraniellen Läsionen oder Abnormalitäten. Da mehr als 50% der intrakraniellen raumfordernden Läsionen bei Kindern auf subtentorielle Tumore zurückgingen, sollte ein Hustenkopfschmerz bei pädiatrischen Patienten als symptomatisch erachtet werden, solange kein gegenteiliger Beweis erbracht wurde.
Kommentar:
Der 4.1 primäre Hustenkopfschmerz ist eine seltene Erkrankung, die maximal 1% aller Kopfschmerzpatienten betrifft, die in neurologischen Kliniken vorstellig werden. Einem Bericht zufolge wies jedoch ein Fünftel der Patienten mit Husten, die eine Thoraxklinik aufsuchten, Hustenkopfschmerz auf.
Der 4.1 primäre Hustenkopfschmerz ist meist beidseitig und hinten lokalisiert und tritt vor allem bei Patienten auf, die älter als 40 Jahre alt sind. Es besteht eine deutliche Korrelation zwischen der Hustenhäufigkeit und der Schwere des Kopfschmerzes. Bis zu zwei Drittel der Patienten mit 4.1 primärem Hustenkopfschmerz berichteten über Begleitsymptome wie Schwindel, Übelkeit und Schlafanomalien.
Der 4.1 primäre Hustenkopfschmerz spricht üblicherweise auf Indometacin (50 bis 200 mg/Tag) an. In Einzelfällen war Indometacin aber auch bei symptomatischen Fällen wirksam.