11.7 Kopfschmerz zurückzuführen auf Erkrankungen des KiefergelenkesHartmut Gobel2019-04-22T06:41:52+00:00
An anderer Stelle kodiert:
Andere Kiefererkrankungen als eine Erkrankung des Kiefergelenks, etwa ein bösartiger Kiefertumor, eine Osteomyelitis oder eine Fraktur, erzeugen einen umschriebenen Schmerz, der in das Gesicht und den Kopf ausstrahlen kann, doch verursachen sie selten nur Kopfschmerzen. Wenn in solchen Fällen Kopfschmerzen auftreten, sollten diese unter 11.9 Kopf- oder Gesichtsschmerz zurückzuführen auf andere Erkrankungen des Schädels sowie von Hals, Augen, Ohren, Nase, Nebenhöhlen, Zähnen, Mund oder anderen Gesichts- oder Schädelstrukturen kodiert werden.
Beschreibung:
Kopfschmerz, der von Erkrankungen verursacht wird, die vom Kiefergelenk oder benachbarten Strukturen ausgehen.
Diagnostische Kriterien:
- Jeder Kopfschmerz,1 der Kriterium C erfüllt
- Ein schmerzhafter pathologischer Prozess, der Elemente des Kiefergelenkes/der Kiefergelenke, der Kaumuskeln und/oder verwandte Strukturen auf nur einer Seite oder beidseits betrifft, wurde klinisch nachgewiesen
- Ein kausaler Zusammenhang kann durch mindestens zwei der folgenden Kriterien gezeigt werden:
- Der Kopfschmerz hat sich in einem zeitlichen Zusammenhang mit dem Beginn der Erkrankung des Kiefergelenkes entwickelt oder führte zu ihrer Entdeckung
- Der Kopfschmerz verstärkt sich durch Kiefergelenksbewegungen, die Ausübung von Funktionen (z. B. Kauen) und/oder Parafunktionen (z. B. Zähneknirschen) des Kiefergelenks
- Der Kopfschmerz wird bei körperlicher Untersuchung mittels Palpation des M. temporalis und/oder passive Kieferbewegung provoziert
- Nicht besser erklärt durch eine andere ICHD-3-Diagnose2.
Anmerkung:
- In der Regel temporal lokalisiert, dabei ein- oder beidseitig.
- Es besteht eine gewisse Überschneidung zwischen einem 11.7 Kopfschmerz zurückzuführen auf Erkrankungen des Kiefergelenkes (TMD), der auf muskuläre Verspannung zurückgeht, und einem 2. Kopfschmerz vom Spannungstyp. Wenn die Diagnose TMD unsicher ist, sollte der Kopfschmerz unter 2. Kopfschmerz vom Spannungstyp oder einem Typ oder Subtyp hiervon (möglicherweise mit perikraniellen Muskelschmerzen) kodiert werden.
Kommentar:
11.7 Kopfschmerz zurückzuführen auf Erkrankungen des Kiefergelenkes (TMD) tritt üblicherweise am meisten in der/den Schläfenregion(en), der/den präaurikulären Region(en) des Gesichtes und/oder dem/den Kaumuskel(n) auf. Er kann unilateral sein, wird aller Wahrscheinlichkeit nach aber bilateral auftreten, wenn die Grunderkrankung beidseits die temporomandibuläre Region betrifft. Eine Schmerzübertragung zum Gesicht kommt häufig vor; nach Zahnschmerzen sind Erkrankungen des Kiefergelenkes die häufigste Ursache von Gesichtsschmerzen.
Zu den Schmerzursachen gehören Bandscheibenvorfälle, Gelenkarthrose, degenerative Erkrankungen und/oder Gelenkhypermobilität und ein regionaler myofaszialer Schmerz.
Die Diagnose einer TMD kann schwierig sein, bei gewissen Kontroversen im Hinblick auf die relative Bedeutung klinischer und röntgenologischer Nachweise. Es wird der Gebrauch der diagnostischen Kriterien empfohlen, die vom International RDC/TMD Consortium Network und der Orofacial Pain Special Interest Group entwickelt wurden.