1.6.3 Gutartiger paroxysmaler TortikollisHartmut Gobel2019-04-22T05:21:39+00:00
Beschreibung:
Episodisch wiederkehrende Schrägneigung des Kopfes zu einer Seite, eventuell mit leichter Rotation, die sich spontan zurückbildet. Die Erkrankung tritt bei Säuglingen und Kleinkindern auf und beginnt im ersten Lebensjahr.
Diagnostische Kriterien:
- Wiederkehrende Attacken1 in der frühen Kindheit, welche die Kriterien B und C erfüllen
- Schrägneigung des Kopfes zu einer Seite, mit oder ohne leichte Drehung, die nach Minuten bis Tagen zurückgeht
- Mindestens eines der folgenden assoziierten Symptome oder Symptom:
- Blässe
- Reizbarkeit
- Unwohlsein
- Erbrechen
- Ataxie2
- Normale neurologische Untersuchung zwischen den Attacken
- Nicht auf eine andere Erkrankung zurückzuführen3.
Anmerkung:
- Attacken treten meist im Monatsabstand wieder auf.
- Ataxie ist bei älteren Kindern innerhalb der betroffenen Altersgruppe wahrscheinlicher.
- Die differentialdiagnostische Abklärung umfasst die von gastroösophagealem Reflux, idiopathischer Torsionsdystonie und komplexen partiellen Anfällen, besondere Aufmerksamkeit ist jedoch der hinteren Schädelgrube und dem kraniozervikalen Übergang zuzuwenden, wo angeborene oder erworbene Läsionen einen Torticollis bewirken können.
Kommentar:
Der Kopf des Kindes lässt sich während der Attacken in die Neutralposition zurückdrehen. Zwar kann ein gewisser Widerstand vorhanden sein, dieser lässt sich jedoch überwinden.
Diese Beobachtungen bedürfen einer weiteren Validierung mit Hilfe von Patiententagebüchern, strukturierten Interviews und einer Erhebung von Längsschnittdaten.
Ein 1.6.3 gutartiger paroxysmaler Torticollis kann sich zu einem 1.6.2 gutartigen paroxysmalen Schwindel oder einer 1.2 Migräne mit Aura entwickeln (vor allem 1.2.2 Migräne mit Hirnstammaura) oder ohne weitere Symptome aufhören.