1.4.3 Migränöser InfarktHartmut Gobel2019-04-22T05:00:36+00:00
Beschreibung:
Ein oder mehrere im Laufe einer typischen Migräneattacke mit Aura einsetzende Aurasymptom(e) verbunden mit einer in der zerebralen Bildgebung nachgewiesenen ischämischen Läsion in einem relevanten Areal.
Diagnostische Kriterien:
- Migräneattacke, die die Kriterien B und C erfüllt
- Die aktuelle Attacke bei einem Patienten mit 1.2 Migräne mit Aura ist typisch für frühere Attacken, mit der Ausnahme, dass ein oder mehrere Aurasymptom(e) für >60 Minuten persistieren1
- Die zerebrale Bildgebung zeigt einen ischämischen Infarkt in einem relevanten Hirnareal
- Nicht besser erklärt durch eine andere Diagnose.
Anmerkung:
- Es kann zum Auftreten zusätzlicher, auf den Hirninfarkt zurückzuführender Symptome kommen.
Kommentar:
Ein ischämischer Infarkt bei Migränepatienten kann definiert sein als Hirninfarkt aus anderen Gründen bei gleichzeitig bestehender 1. Migräne, als Hirninfarkt aus anderen Gründen mit Symptomen, die einer 1.2 Migräne mit Aura ähneln oder als Hirninfarkt im Ablauf einer typischen Attacke einer 1.2 Migräne mit Aura. Nur letzteres erfüllt die Kriterien eines 1.4.3 migränösen Infarkts.
Ein 1.4.3 migränöser Infarkt tritt meist in der posterioren Zirkulation und bei jüngeren Frauen auf.
Ein zweifach erhöhtes Risiko für ischämische Infarkte bei Migränepatienten mit einer 1.2 Migräne mit Aura ließ sich in mehreren bevölkerungsbezogenen Studien nachweisen. Es ist jedoch festzuhalten, dass es sich bei diesen Infarkten nicht um migränöse Infarkte handelt. Die Wirkmechanismen hinter dem erhöhten Risiko eines ischämischen Infarkts bei Migränepatienten bleibt unklar; ebenso ist die Beziehung zwischen erhöhtem Risiko, Aurahäufigkeit und der Natur der Aurasymptome, die das höhere Risiko kennzeichnen, unbekannt. Die meisten Untersuchungen ergaben, dass ein Zusammenhang zwischen einer 1.1 Migräne ohne Aura und einem ischämischen Infarkt fehlt.